Analogien von Traum und Text am Beispiel von Kafkas 'Ein Landarzt'

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GRIN Verlag, 2007 - 92 pages
Studienarbeit aus dem Jahr 2005 im Fachbereich Germanistik - Neuere Deutsche Literatur, Note: 2,0, Universit t Hamburg (Institut f r Sprach-, Literatur- und Medienwissenschaften), Veranstaltung: Seminar II: Text und Subjekt: Sigmund Freuds Traumdeutung, 28 Quellen im Literaturverzeichnis, Sprache: Deutsch, Abstract: Das Hauptseminar, zu dem diese Hausarbeit erstellt wurde, hie "Text und Subjekt: Sigmund Freuds Traumdeutung", es argumentierte also auf der Grundlage eines "fachfremden" Textes, eines nicht literaturtheoretischen, prim r psychoanalytischen Werkes (dennoch eines Standardwerkes der Geisteswissenschaften) und untersuchte dieses v. a. auf seine hnlichkeit zum literarischen Text hin. Es ging darum, die Mechanismen psychoanalytischen Erz hlens zu verstehen, darum, wie Freud sein psychoanalytisches Verstehen erz hlt. Auf die Frage, was ein Text eigentlich ist, will ich hier nicht eingehen, ebenso wenig darauf, dass auch die Traumdeutung von Freud als literarischer Text gelesen werden kann... Vielmehr m chte ich untersuchen: Ist der Traum ein Text und ist der (hier speziell ausgew hlte) literarische Text einem Traum hnlich? Beobachtungen der Wechselwirkungen von Literaturwissenschaft und Psychoanalyse und die von Literatur und Psychoanalyse (speziell der Traumtheorie) sollen die Basis bilden f r den hier vorgelegten Versuch einer Textanalyse. Die Leitfrage dieser Hausarbeit soll also sein: Bietet der Text "Ein Landarzt" von Franz Kafka, seine Struktur, Anl sse daf r, ihn wie einen Traum zu lesen und wenn ja, was bedeutet das? Als zweite Prim rquelle neben der Kafka-Erz hlung nutze ich die f r das Seminar so zentrale "Traumdeutung" von Sigmund Freud.
 

Contents

EINLEITUNG
3
TRAUM UND TEXT
10
KAFKA UND PSYCHOANALYSE
22
SCHLUSSTEIL
38
Copyright

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Common terms and phrases

Popular passages

Page 8 - Und sie kommen, die Familie und die Dorfältesten, und entkleiden mich; ein Schulchor mit dem Lehrer an der Spitze steht vor dem Haus und singt eine äußerst einfache Melodie auf den Text: Entkleidet ihn, dann wird er heilen, Und heilt er nicht, so tötet ihn! 's ist nur ein Arzt, 's ist nur ein Arzt.
Page 15 - Diese Symbolik gehört nicht dem Traume zu eigen an, sondern dem unbewußten Vorstellen, speziell des Volkes, und ist im Folklore, in den Mythen, Sagen, Redensarten, in der Spruchweisheit und in den umlaufenden Witzen eines Volkes vollständiger als im Traume aufzufinden.
Page 7 - Jetzt erst fällt mir wieder Rosa ein; was tue ich, wie rette ich sie, wie ziehe ich sie unter diesem Pferdeknecht hervor, zehn Meilen von ihr entfernt, unbeherrschbare Pferde vor meinem Wagen? Diese Pferde, die jetzt die Riemen irgendwie gelockert haben; die Fenster, ich weiß nicht wie, von außen aufstoßen; jedes durch ein Fenster den Kopf stecken und, unbeirrt durch den Aufschrei der Familie, den Kranken betrachten.
Page 11 - Wir dürfen also als die Urheber der Traumgestaltung zwei psychische Mächte (Strömungen, Systeme) im Einzelmenschen annehmen, von denen die eine den durch den Traum zum Ausdruck gebrachten Wunsch bildet, während die andere eine Zensur an diesem Traumwunsch übt und durch diese Zensur eine Entstellung seiner Äußerung erzwingt.
Page 8 - Kerzenlicht und lege sie wieder hin. Ja', denke ich lästernd, ,in solchen Fällen helfen die Götter, schicken das fehlende Pferd, fügen der Eile wegen noch ein zweites hinzu, spenden zum Übermaß noch den Pferdeknecht...
Page 8 - ... der Vater schnuppernd über dem Rumglas in seiner Hand, die Mutter, von mir wahrscheinlich enttäuscht — ja, was erwartet denn das Volk? — , tränenvoll in die Lippen beißend und die Schwester ein schwer blutiges Handtuch schwenkend, bin ich irgendwie bereit, unter Umständen zuzugeben, daß der Junge doch vielleicht krank ist. Ich gehe zu ihm, er lächelt mir entgegen, als brächte ich ihm die alierstärkste Suppe — ach, jetzt wiehern beide Pferde; der Lärm soll wohl, höhern Orts angeordnet,...
Page 9 - Nackt, dem Froste dieses unglückseligsten Zeitalters ausgesetzt, mit irdischem Wagen, unirdischen Pferden, treibe ich mich alter Mann umher. Mein Pelz hängt hinten am Wagen, ich kann ihn aber nicht erreichen, und keiner aus dem beweglichen Gesindel der Patienten rührt den Finger. Betrogen! Betrogen! Einmal dem Fehlläuten der Nachtglocke gefolgt - es ist niemals gutzumachen.
Page 29 - Würmer, an Stärke und Länge meinem kleinen Finger gleich, rosig aus eigenem und außerdem blutbespritzt, winden sich, im Innern der Wunde festgehalten, mit weißen Köpfchen, mit vielen Beinchen ans Licht. Armer Junge, dir ist nicht zu helfen. Ich habe deine große Wunde aufgefunden; an dieser Blume in deiner Seite gehst du zugrunde.
Page 7 - Und heilt er nicht, so tötet ihn! 's ist nur ein Arzt, 's ist nur ein Arzt. Dann bin ich entkleidet und sehe, die Finger im Barte, mit geneigtem Kopfe die Leute ruhig an. Ich bin durchaus gefaßt und allen überlegen und bleibe es auch, trotzdem es mir nichts hilft, denn jetzt nehmen sie mich beim Kopf und bei den Füßen und tragen mich ins Bett.

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