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gleiche nicht zu bewegen, so wird durch das Urteil entschieden und der anständige Unterhalt den Ehegatten und den Kindern. ausgemessen. Dies Urteil wirkt nur inter partes. Auch wenn die Ehegatten geschieden oder gänzlich getrennt sind, und nicht einig sind, von welchem Teile die Erziehung der Kinder besorgt werden soll, verfügt die Behörde, ohne Gestattung eines Rechtsstreites, dafs die Kinder von der Mutter verpflegt und erzogen werden, falls nicht erhebliche hauptsächlich aus der Ursache der Scheidung oder Trennung hervorleuchtende Gründe eine andere Anordnung fordern. Die Kosten der Erziehung müssen von dem Vater getragen werden; wenn er aber mittellos ist, mufs vor allem die Mutter für den Unterhalt, und, wenn der Vater stirbt, überhaupt für die Erziehung sorgen; ist die Mutter auch nicht mehr vorhanden, oder ist sie mittellos, so fällt diese Sorge auf die Eltern des Vaters und nach diesen auf die der Mutter. Wenn die Ehe für ungültig oder für getrennt erklärt wird, so soll dieser Erfolg in dem Trauungsbuche (матипа венчана) an der Stelle, wo die Trauung eingetragen ist, angemerkt und zu dem Ende von der kirchlichen Behörde, wo die Verhandlung der Ungültigkeit oder Scheidung und Trennung vor sich gegangen ist, die Erinnerung an die Behörde, die für die Richtigkeit des Trauungsbuches zu sorgen hat, erlassen werden.

Eheschliefsung vor diplomatischen Vertretern, Konsuln im Auslande, kann nach montenegrinischem Recht nicht statthaben, weil nur die kirchliche Form der Eheschliefsung zugelassen ist.

Die internationalen Rechtsverhältnisse waren bis zur neuesten Zeit sehr spärlich in Montenegro; erst als Montenegro durch das Meer mit der grofsen Welt in Berührung trat, tauchten solche empor; demnach in der Regel haben die montenegrinischen Gesetze und Anordnungen im allgemeinen in dem ganzen Staatsgebiete Montenegro Geltung, sie gelten in Vermögensverhältnissen sowohl für Montenegriner als auch für Ausländer, die sich in diesem Lande aufhalten, oder denen daselbst Recht gesprochen wird (Art. 5 Ges.-B. über Vermögen v. 1888); Ausnahme von der im vorstehenden Artikel (5) aufgestellten allgemeinen Regel machen: die Reciprocität und die Staatsverträge fremder Staaten mit Montenegro (Art. 6 Ges.-B. v. 1888). Es giebt demnach Fälle, in denen an Stelle

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montenegrinischer ausländische fremde Gesetze in Montenegro selbst angewendet werden, wie denn andererseits montenegrinische Gesetze in anderen Staaten zur Anwendung gelangen. Die hierher gehörigen einzelnen Fälle sind in den Artikeln 786-800 des Ges.-B. v. 1888 aufgezählt und daselbst die bezüglichen Anordnungen gegeben; diese gelten jedoch nur insofern, als sie durch die Bestimmungen der Artikel 7, 8 und 9 des Gesetzbuches v. 1888 durch Staatsverträge oder durch ein besonderes Gesetz nicht eingeschränkt oder geändert werden. Somit können auch fremde Rechte auf dem Gebiete des Eherechtes, mit Rücksicht auf die Staatsangehörigkeit, den Wohnsitz der Beteiligten, mit Rücksicht auf den Ort der Eheschliefsung, nach vorstehenden positiven Gesetzbestimmungen angewendet werden; übrigens werden die persönliche Fähigkeit zur Eheschliefsung, die sonstigen materiellen Voraussetzungen der gültigen Ehe, die Form der Eheschliefsung, die persönlichen Rechtsbeziehungen der Eheleute zu einander, das eheliche Güterrecht wie auch die gänzliche Trennung der Ehe - insbesondere nach dem montenegrinischen Rechte beurteilt; dies gilt auch vom Verlöbnis.

Der neue amerikanische Isthmuskanal-Vertrag (,,HayPauncefote"-Vertrag) und seine Vorgänger.

Der am 18. November 1901 zu Washington durch den englischen Botschafter Lord Pauncefote und den amerikanischen Staatssekretär John Hay abgeschlossene, am 21. Februar 1902 durch Auswechslung der Ratifikation zu Washington endgültig zu stande gekommene englisch-amerikanische IsthmuskanalVertrag wird nachstehend (I) im Wortlaut mitgeteilt, unter Hinzufügung der Texte seiner beiden Vorgänger, des ClaytonBulwer-Vertrages (vom 19. April 1850) (II) und des Suezkanal-Vertrages von Konstantinopel (vom 29. Oktober 1888) (III), deren inneres Verhältnis derartig ist, dafs eine äussere Nebeneinanderstellung vielen Lesern dieser Ztschr. erwünscht sein wird. Der Text des Hay-Pauncefote-Vertrages ist am 22. Februar 1902 durch den Präsidenten der V. St. v. Amerika publiziert. Für die Vorgeschichte ist zu verweisen auf die Drucksachen des amerikanischen Senates 57th Congress, 1st Session" Document No. 54, part I und II, Document No. 85 (enthält den Text des Clayton-Bulwer-Vertrages und den später abgeänderten Entwurf des Hay-Pauncefote-Vertrages vom 5. Febr. 1900), Document No. 104, Document No. 123, Report No. 783, part I und II. Der Suezkanal-Vertrag ist abgedruckt u. a.: Revue de droit international Bd. XX (1888) S. 529 ff. Über ihn vgl. aus jüngerer Zeit: L. M. Rossignol, Le canal de Suez, Paris (Giard et Brière) 1898, L. Camand, Étude sur le régime juridique du canal de Suez, Grenoble 1899, J. Charles-Roux, L'isthme et le canal de Suez, Paris (Hachette) 1901.

Zeitschrift f. intern. Privat- u. öffentl. Recht. XII.

Redaktion.

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I. Hay-Pauncefote-Vertrag.

The United States of America and his Majesty Edward the VII of the United Kingdom of Great Britain and Ireland and of the British Dominions beyond the Seas, King, and Emperor of India, being desirous to facilitate the construction of a ship canal to connect the Atlantic and Pacific oceans, by whatever route may be considered expedient, and to that end to remove any objection which may arise out of the convention of the 19th of April, 1850, commonly called the Clayton-Bulwer Treaty, to the construction of such canal under the auspices of the Government of the United States without impairing the „general principle" of neutralization established in Article VIII of that convention, have for that purpose appointed as their plenipontentiaries:

The President of the U. S., John Hay, Secretary of State of the U. S. of America; and his Majesty Edward the VII of the United Kingdom of Great Britain and Ireland and of the British Dominions beyond the Seas, King, and emperor of India, the Right Hon. Lord Pauncefote, G. C. B., G. C. M. G., his Majesty's Ambassador Extraordinary and Plenipotentiary to the U. S.

Who, having communicated to each other their full powers, which were found to be in due and proper form, have agreed upon the following articles:

Art. I.

The high contracting parties agree that the present treaty shall supersede the aforementioned convention of the 19th of April, 1850.

Art. II.

It is agreed that the canal may be constructed under the auspices of the Government of the United States, either directly at its own cost, or by gift or loan money to individuals or corporations, or through subscription to or purchase of stock or shewes, and that, subject to the provision of the present treaty, that the said Government shall have and enjoy all the rights incident to such construction, as well as the exclusive right of providing for the regulation and management of the canal.

Art. III1).

The United States adopts as the basis of the neutralization of such ship canal, the following rules, substantially as embodied in the convention of Constantinopel, signed the 28th of October, 1888, for the free navigation of the Suez Canal, that is to say:

1. The canal shall be free and open to the vessels of commerce and of war of all nations observing these rules, on terms of entire equality, so that there shall be no discrimination against any such nation or its citizens or subjects in respect of the conditions or charges of traffic or otherwise. Such conditions and charges of traffic shall be just and equitable.

2. The canal shall never be blockaded, nor shall any right of war be exercised nor any act of hostility be committed within it. The United States, however, shall be at the liberty to maintain such military police along the canal as may be necessary to protect it against lawlessness and disorder.

3. Vessels of war of a belligerent shall not revictual nor take any stores in the canal except so far as may be strictly necessary; and the transit of such vessels trough the canal shall be effected with the least possible delay in accordance with the regulations in force, and with only such intermission as may result from the necessities of the service. Prizes shall be in all respects subject to the same rules as vessels of war of the belligerents.

4. No belligerent shall embark or disembark troops, munitions of war, or warlike materials used in the canal except in case of accidental hinderance of the transit, and in such case the transit shall be resumed with all possible dispatch.

5. The provisions of this article shall apply to waters adjacent to the canal, within three marine miles of either end. Vessels of war of a belligerent shall not remain in such water longer then twenty-four hours at any one time, except in case of distress, and in such cases shall depart as soon as possible;

1) In dem Vertrag v. 5. Febr. 1900 hiefs es: „The high contracting parties, desiring to preserve and maintain the general principle" of neutralization, established in Art. VIII of the Clayton-Bulwer Convention, which convention is hereby superseded, adopt as the basis of neutralization etc."

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